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Mit Verstand oder Gefühl?

Warum wir verlernt haben, uns selbst zu vertrauen und wie wir wieder zu unserer inneren Weisheit finden können
Enjoy the ride!
Bild: Tim Gouw, pexels.com

Enjoy the ride!


Im Human Design gibt es eine Metapher, die von vielen gerne verwendet wird: Unser Körper ist das Fahrzeug, der Magnetische Monopol unser Fahrer und der Verstand sitzt als Beifahrer auf der Rückbank als Beobachter, der aus dem Fenster schaut. "Genieß die Fahrt!“ wird dazu noch süffisant ergänzt. Und „No choice“, du hast keine Wahl!


In den Sozialen Medien wird man nicht müde, uns darauf hinzuweisen. Und es gibt sicher schon bald T-Shirts und Postkarten, die uns im „echten Leben“ daran erinnern werden. Zugegeben, es ist ein nettes Bild, recht plakativ. Aber ehrlich gesagt hab ich mich von Anfang an daran gestoßen, denn ich finde es wenig hilfreich.


Der Feind in meinem Kopf?


Seitdem wir denken können wurde uns erzählt, dass unser Verstand das Wichtigste überhaupt ist. Nur mit einem scharfen, analytischen Verstand bringen wir es im Leben einmal zu etwas. Die meisten meiner Lehrer wahren geradezu versessen auf auswendig gelernte Passagen, die wie aus der Pistole geschossen vorgetragen werden mussten. Und auch im Berufsleben muss alles wohl durchdacht, logisch argumentiert und strukturiert präsentiert werden.


In unserem Leben müssen wir alles planen, uns Ziele setzten, vielleicht sogar in Teiletappen aufteilen und in der vorgesehen Zeit erreichen. Und wer seine gesetzten Ziele nicht erreicht, oder – bewahre! – gar keine Ziele hat, ist sowieso ein Versager.

Aber diesem Verstand, in den wir all die Jahre so viel Zeit und Geld investiert haben, soll nun plötzlich die Verantwortung über unser Leben abgesprochen werden?


Hör auf deinen Körper!

Hör auf deinen Körper
Bild: Daria Rem, pexels.com

Gut, wir haben ja nicht nur einen Verstand, sondern auch einen Körper, der uns schon unser ganzes Leben begleitet. Aber um dessen Ruf ist es leider auch nicht besser bestellt.

Zwar ist in den letzten Jahren die Themen Gesundheit, Wellness und Selfcare in der breiten Masse angekommen und kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht dazu aufgefordert werden, auf unseren Körper zu hören.


Aber Hand aufs Herz, wann hören wir wirklich auf unseren Körper? Meist nur, wenn er Probleme macht: Bei Schmerzen, die sich nicht mehr ignorieren lassen. Und, wenn wir den Bogen überspannt und über unsere Grenzen gegangen sind: zu viel gegessen, zu viel getrunken, zu wenig geschlafen…


Wobei wir dann oft gar nicht wirklich auf unseren Körper hören, sondern eher genervt von ihm und seinen Bedürfnissen sind. Meist versuchen wir die Schmerzen schnell zu betäuben und beim nächsten Mal haben wir unser guten Vorsätze es gar nicht mehr so weit kommen zu lassen auch schon wieder vergessen.


Unsere innere Weisheit


Der Magnetische Monopol weiß, wo es lang geht und führt uns durch unser Leben. Das klingt zwar sehr nett, aber wer ist dieser Kerl und wie kann ich mit ihm reden? Die Brücke ist unsere innere Autorität, von der es sieben verschiedene gibt, die alle ganz unterschiedlich funktionieren und auf die jeder Mensch individuell zugreifen kann. Doch das soll nicht das Thema von heute sein, darüber werde ich ein anderes Mal schreiben, aber Spoiler-Alarm: Der Verstand ist keine innere Autorität!

Ich möchte auch noch unsere anderen Wahrnehmungen wie Intuition, Instinkt und Gefühle mit ins Spiel bringen. Auch diese haben etwas mitzureden, oder?


Natürlich!, höre ich jetzt die weise Leserschaft rufen, nur um im nächsten Moment wieder einen Rückzieher zu machen. Denn unter Männern mag es ja noch etwas animalisches haben, wenn sie ihren Instinkt folgen, aber wir Frauen haben meist schon früh gelernt, unseren Gefühle und Intuitionen keine Stimme zu geben. „Du bildest dir da etwas ein!“ oder ein schlichtes „Warum?“ auf unsere Einwände, sind schnell Totschlagsargumente, denn „so ein Gefühl“ lässt sich nicht so einfach logisch erklären und schon gar nicht im Moment der Wahrnehmung.


Deshalb haben wir rasch aufgehört, diese Wahrnehmungen nicht weiter ernst zu nehmen und lieber zu ignorieren.


Warum wir unseren Verstand nicht auf den Rücksitz verbannen, sondern ihn zu unserem Verbündeten machen sollten...

Mein Freund, der Verstand
Bild: Pixabay, pexels.com

Mir ist schon klar, warum der Verstand so einen schlechten Ruf hat: Er glaubt zu wissen, was das Beste für uns ist. Er macht basierend darauf Pläne und versucht um jeden Preis, die Einhaltung zu überwachen. Sobald etwas droht, unsere Pläne zu durchkreuzen, versucht der Verstand mit allen Mitteln, uns wieder auf den scheinbar richtigen Weg zu lenken. Alles, was wir nicht kontrollieren können, ist eine potentielle Bedrohung und macht uns Angst.


Doch unser Verstand hat in Wahrheit eine ganz andere Aufgabe: Er ist uns ein guter Gefährte, der Informationen aufnehmen, verarbeiten und aufbereiten kann. Und diese Informationen erhält unserer Verstand einerseits von außen durch unsere 5 Sinne (sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen). Andererseits bekommt auch Informationen von unserem Körper, unserer inneren Autorität aber auch von Gefühlen, Intuition und Instinkt. Auch unsere definierten Zentren und Kanäle lösen verschiedenste Empfindungen aus. Ich nenne die Summe all dieser möglichen Wahrnehmungen auch gerne unsere Innere Weisheit.


Das bedeutet, der Verstand ist primär mit Wahrnehmungen aus unterschiedlichen Quellen und der Interpretation der Daten beschäftigt. Er kann diese auch aufbereiten und ausdrücken. Wenn wir auf unsere innere Weisheit hören, folgen wir unseren inneren Impulsen und fragen den Verstand nicht um Rat. Auch lassen wir uns nicht von seinen Kommentaren (die es meist nur gut meinen, ich weiß) verunsichern.


Anders als viele in dieser Human Design Community da draußen glaub ich auch, dass Wissen für uns hilfreich ist. Wenn wir unsere Wahrnehmungen zuordnen können, indem wir ihnen einen Namen geben, ist unser Verstand sinnvoll beschäftigt. Zudem bekomme wir dadurch mehr Sicherheit und Vertrauen in uns und unseren Prozess.


Natürlich müssen wir darauf achten, uns nicht in Dinge hineinsteigern, die nicht relevant für uns und unser Leben sind. Und wir müssen offen sein, unsere ausgetretenen Wege auch mal zu verlassen und dem Leben eine Chance geben, uns positiv zu überraschen. Und das wird es mit Sicherheit!


Wie machen wir unseren Verstand zum Freund unserer inneren Weisheit?

Innere Weisheit
Bild: Matheus Bertelli, pexels.com

1. Beobachte deinen Verstand

  • Werde dir über den Tag verteilt immer wieder einmal bewusst, was du gerade denkst.

  • Welche Themen beschäftigen dich gerade? Sind deine Gedanken überwiegend positiv oder negativ?

  • Welche Glaubenssätze wendest du an? Wie oft sagst du: ich muss…?

  • Mit welchem Wissen fütterst du deinen Verstand und zu welchen Themen?

2. Leg die Rolle deines Verstandes neu fest

  • Welchen Job macht dein Verstand gut und sollte er auch weiterhin machen?

  • Wo ist er dir keine so große Hilfe und sollte sich zukünftig mehr zurückhalten?

  • Mit welchen Themen möchtest du dich zukünftig mehr beschäftigen und dein Wissen erweitern?

  • Womit möchtest du dich zukünftig weniger beschäftigen, weil es dir nicht weiter dienlich ist?

Wenn du die Rolle deines Verstandes verändern möchtest, beginne dort, wo es am einfachsten ist und in kleinen Schritten


3. Beobachte deine Wahrnehmungen

Nimm dir regelmäßig Zeit, um in dich hinein zu fühlen. Am besten gelingt dies zu Beginn, wenn du alleine bist, also ohne Fremdeinflüsse

  • Versuche die Welt mit allen 5 Sinnen wahrzunehmen: halte einen Moment inne und nimm bewusst wahr, was du gerade siehst, hörst, fühlst, schmeckst und riechst

  • Welche Gefühle hast du in welchen Situationen und bei welchen Gedanken?

  • Hast du Verspannungen oder Schmerzen? Wann treten diese auf? Reagierst du auf die grundlegenden Bedürfnisse deines Körpers?

  • Wie reagiert dein Körper in unterschiedlichen Situationen / Umgebungen / mit unterschiedlichen Menschen?

  • Wie „meldet“ sich deine Innere Autorität?

  • Welche Signale und Informationen bekommst du von deine definierten Zentren, z.B. Milz, Sakral, Wurzel, Solar Plexus?

  • Was nimmst du von außen durch deine undefinierten Zentren wahr und verschwindet z.B., wenn du an einem anderen Ort oder alleine bist?

4. Benenne deine Wahrnehmungen

  • Versuche deine Wahrnehmungen zuzuordnen und zu benennen, in Gedanken aber gerne auch in einem Tagebuch oder Journal.

5. Hör auf deine innere Weisheit

  • Freue dich über all die schönen Empfindungen, die du tagtäglich spürst

  • Beachte deine Grundbedürfnisse und mach sie zu deiner Priorität

  • Wenn du unangenehme Empfindungen hast, versuche die Situation zu verändern (z.B. den Sitzplatz, den Raum/Ort, die Tätigkeit, den Gedanken,…) und achte darauf, wie sich das auf deine Wahrnehmung auswirkt

  • Vertraue auf dich und deine innere Weisheit, denn du hast alles in dir, was du brauchst und wissen musst!

Und das wichtigste ist: Egal wo du gerade stehst, sei immer liebevoll, geduldig und nachsichtig mit dir selbst!



 

Doch jetzt bin ich neugierig: Ist dein Verstand schon dein Freund? Und wie sehr vertraust du schon deiner Inneren Weisheit? Lass uns gerne daran Teilhaben in den Kommentaren!


 

Human Design Projektor

Unser Human Design Chart zeigt nicht nur die Landkarte unserer Einzigartigkeit in dieser Welt, sondern auch, wie wir zu unserer Inneren Weisheit finden können. Die Basis und die Vertiefung bieten hierfür den richtigen Rahmen. Mein gesamtes Angebot findest du hier

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